Die vier Zyklusphasen: Ein kurzer Überblick

Der weibliche Zyklus ist ein monatlicher Rhythmus, der mehr beeinflusst als viele von uns auch nur im Ansatz ahnen. Ich selbst habe irgendwann festgestellt, dass ich in bestimmten Phasen viel dünnhäutiger bin, dann auch wieder müde und an anderer Stelle, könnte ich 20 Dinge auf einmal machen.

Bis ich mich endlich mit meinem Zyklus auseinander gesetzt habe und es mir wie Schuppen von den Augen fiel: Hormone verändern im Verlauf des Zyklus nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern auch Energie, Stimmung, Schlafqualität, Belastbarkeit und die Art, wie wir Entscheidungen treffen oder im Alltag funktionieren.

Daher galt für mich: Kenne deinen Zyklus, kenne deinen Körper.

Wenn wir die vier Phasen verstehen, wirken viele innere Veränderungen nicht mehr zufällig. Wir erkennen Muster, können Tagesformen besser einordnen und wissen, warum bestimmte Zeiten mehr Fokus unterstützen und andere stärker nach Struktur oder Rückzug verlangen. Dieses Wissen bringt uns Klarheit. Nicht im Sinn von Kontrolle, sondern im Sinn von Orientierung. Daher schauen wir uns hier kurz und knapp die vier Phasen aus moderner, biologischer Perspektive an - aber auch eine kleine Einordnung im Ayurveda.

Menstruation: Regeneration, Entlastung und ein natürlicher Reset

Die Menstruation ist der Startpunkt unseres Zyklus. Die „großen“ Hormone Östrogen und Progesteron liegen auf ihrem niedrigsten Niveau, wodurch der Körper seine Energie stärker nach innen richtet. Die Gebärmutterschleimhaut wird abgebaut, das Immunsystem arbeitet intensiver, und der Stoffwechsel reguliert sich neu.

Viele Frauen erleben in dieser Phase:

  • ein größeres Bedürfnis nach Ruhe

  • eine klarere Wahrnehmung von Grenzen

  • Sensitivität gegenüber Reizen oder Stress

  • den Wunsch nach Einfachheit im Alltag

Auch die Verdauung kann sich verändern, Wärme tut gut, und Regelmäßigkeit wirkt stabilisierend. Diese Phase ist weniger ein Rückzug aus dem Alltag als ein biologischer Moment, in dem der Körper Prioritäten verschiebt.

Der Zyklus nutzt die Menstruation als sortierenden Reset, bevor neue Energie aufgebaut wird.

Follikelphase: Struktur, Aufschwung und zunehmende Stabilität

Mit dem Ende der Menstruation beginnt die Follikelphase. Das Hormon Östrogen steigt stetig an. Das ist ein Hormon, das großen Einfluss auf Konzentration, Stimmung und kognitive Leistungsfähigkeit hat.

Viele Frauen erleben diese Zeit als Phase der Orientierung und Stabilität. Typische Empfindungen dieser Phase:

  • klarerer Fokus

  • mehr Motivation

  • stabilere Stimmung

  • bessere Belastbarkeit

  • strukturierte Entscheidungen

Biologisch baut der Körper Gewebe neu auf, unser Nervensystem arbeitet geordneter, und der Stoffwechsel reagiert ausgeglichener. Entscheidungen fallen leichter, Routinen greifen besser, und das allgemeine Energielevel ist oft stabil und gut planbar.

Diese Phase eignet sich ideal für Projektstarts, neue Gewohnheiten oder Aufgaben, die Klarheit und Struktur brauchen.

Ovulation: Präsenz, Energie und kommunikative Stärke

Der Eisprung ist der Peak im Monatsverlauf. Östrogen erreicht seinen Höchststand, und dieser hormonelle Moment beeinflusst sowohl den Körper als auch die mentale Leistungsfähigkeit.

Viele Frauen spüren in dieser Zeit:

  • stärkere Präsenz

  • schnellere Auffassungsgabe

  • verbesserte Kommunikation

  • Offenheit und Kontaktfreude

  • mehr Energie

Auch körperlich ist der Eisprung sichtbar: Der Körper produziert mehr Wärme, der Stoffwechsel läuft aktiver, und die Stimmung wirkt oft nach außen gerichtet.

Diese Tage eignen sich hervorragend für Austausch, Zusammenarbeit, Präsentationen, wichtige Gespräche oder kreative Aufgaben.

Lutealphase – Integration, Struktur und Sensitivität

Nach dem Eisprung übernimmt Progesteron. Dieses Hormon wirkt beruhigend auf das Nervensystem, unterstützt guten Schlaf und sorgt für emotionale Klarheit. Gleichzeitig reagiert das System sensibler auf Stress, unregelmäßige Mahlzeiten oder ein zu schnelles Tempo.

In dieser Phase treten häufiger auf:

  • stärkeres Bedürfnis nach Ordnung

  • feinere Wahrnehmung von Grenzen

  • Sensitivität gegenüber äußeren Reizen

  • Wunsch nach rhythmischen Abläufen

  • Bedarf an warmen, nahrhaften Mahlzeiten

Die Lutealphase ist nicht „kompliziert“, wie es uns oft eingetrichtert wird, sondern einfach nur biologisch anspruchsvoll. Der Körper arbeitet intensiv an Stabilisierung und Vorbereitung.

Kleine Alltagsroutinen, wie regelmäßige Essenszeiten, ausreichend Schlaf und einen Gang zurückschalten, sind in dieser Phase besonders ausgleichend.

Ayurvedische Zuordnung

Auch Ayurveda hat hier seine Einordnung der vier Phasen. Jedoch - wie immer im Ayurveda- anhand von Qualitäten:

  • Follikelphase: hier ist Kapha die treibende Kraft. Sie steht für Aufbau, Struktur & Stabilität

  • Ovulation: wird von Pitta getrieben. Es herrscht Klarheit, Hitze und aktive Energie vor

  • Lutealphase: hier kommen Vata und Pitta wieder ins Spiel, geprägt von Sensitivität, innere Bewegung und einer feinen Wahrnehmung

  • Menstruation: Vata ist hier (die abwärtsgerichtete Bewegung) die treibende Kraft im wahrsten Sinne des Wortest. Sie steht hier für Loslassen, Entlastung und die Erneuerung

Wichtig ist, zu verstehen, dass diese Einordnung ist kein alternatives System zur westlichen Sichtweise ist, sondern ein ergänzender Blick auf denselben biologischen Rhythmus. Das eine schaut drauf, was körperlich und hormonell passiert – das andere eher was im Inneren vor sich geht.

Vier Phasen, ein Rhythmus und neue Klarheit

Unser Zyklus ist ein wiederkehrender Ablauf verschiedener innerer Zustände. Wenn wir die vier Phasen kennen und vor allem wahrnehmen, werden wir Muster erkennen und können auch Entscheidungen im Alltag besser einordnen. Manche Tage tragen Klarheit, andere Sensitivität, manche Energie und andere einen Wunsch nach Struktur und Stabilität.

Dieses Wissen stärkt unser Selbstverständnis und auch unsere Selbstführung. Es schafft eine Verbindung zu einem Rhythmus, der immer da ist und mit diesem im Einklang zu leben uns viel leichter durchs Leben trägt.

Weiter
Weiter

Female Balance: Was hormonelle Balance wirklich bedeutet