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Rastlosigkeit: Was uns stresst und was wir dagegen tun können

 

Wir alle kennen das Gefühl: die Zeit rast an uns vorbei. Abgehetzt und immer unter Strom haben wir das Gefühl, nicht alles zu schaffen. Jagen von Termin zu Termin, von der Arbeit zum Sport und danach noch zum Abendessen. Man lebt ja nur einmal. Und in der Zeit will man ja auch nichts verpassen. So kommt es nicht selten vor, dass wir uns mit Freunden treffen und dort auch nur halbherzig anwesend sind. Parallel werden Nachrichten gecheckt, Emails geschrieben und Likes in den sozialen Netzwerken verteilt.

An eine Pause ist auch am Wochenende nicht zu denken. Einkaufen, Garten, IKEA, Freunde, Essen – vieles davon schön und fürs soziale Leben auch notwendig, aber eben immer in Bewegung. Nicht selten gehen wir Sonntags ins Bett und denken: Wo ist das Wochenende geblieben? Ich bin überhaupt nicht erholt und fit für die Woche. Wir starten mit halbvollem Akku in die neue – wieder ereignisreiche – Woche. Voller Termine und Verpflichtungen.

 

Die Folge dieser Rastlosigkeit: permanente Müdigkeit und Erschöpfung, innere Unruhe, Gereiztheit oder gar im schlimmsten Fall ein Burn Out. Somit ist das alles doch wenig gesund, was wir da tagein, tagaus, Woche für Woche veranstalten.

Warum sind wir so rastlos? Warum wollen wir immer mehr erleben in der Zeit, die wir haben? Streben immer nach Mehr? Verpassen wir dadurch nicht das eigentlich wahre Leben?

 

Woher kommt das eigentlich?  Ein Erklärungsversuch.

 

Mögliche Ursachen für Stress und Rastlosigkeit

  • Immer online: 

Die ständige Erreichbarkeit und das Gefühl „nichts verpassen zu dürfen“ führt vermehrt zu Stress und Rastlosigkeit. Dauernd schauen wir aufs Smartphone, posten, kommentieren, liken. Teilweise schon automatisch. Aber: WhatsApp, Facebook, Instagram und Co. können zu vermehrt negativen Gedanken und Einsamkeit führen, da wir ständig mit dem vermeintlich perfekten Leben der Anderen konfrontiert sind.

  • Nachrichten und Informationsflut:

Schnell googeln, kurz in die Spiegel-App oder nach Inspiration für den nächsten Urlaub schauen– wir ziehen Informationen, wo und wann es uns möglich ist. Jederzeit. Ob nützlich oder unnütz. Das kann zu einem Teufelskreis werden. Sobald wir eine Nachricht bekommen oder lesen, wird Noradrenalin ausgeschüttet. Der Blutdruck steigt, der Puls wird schneller. Die Reize durch Nachrichten und Neuigkeiten wirken wie Aufputschmittel. Unser Gehirn will daher immer mehr davon, denn: ist ja geil. Fokussieren auf eine Tätigkeit wird damit so gut wie unmöglich.

  • Fehlende Ruhephasen:

Oft ist das Gefühl der Rastlosigkeit auf mangelnde Ruhephasen zurückzuführen. Wir brauchen die Balance aus Anspannung und Entspannung, denn ohne diese werden wir unruhig. Ähnlich beim Muskel – um zu wachsen braucht er einen Wechsel aus Anspannung und loslassen.

  • Physische und psychische Ursachen:

Die üblichen Verdächtigen wie Unterzuckerung und eine Überfunktion der Schilddrüse sind häufige organische Ursachen – außerdem Bluthochdruck. Auch der Konsum von Alkohol, Nikotin, Medikamente und Drogen sind üble Mitspieler. Interessant ist auch zu wissen, dass Koffein einen erheblichen Anteil hat: neben dem pushenden Effekt auf das Nervensystem setzt es gleichzeitig das Stresshormon Cortisol frei und unser Stresslevel bleibt hoch. Zudem gibt es zahlreiche Ursachen, welche aus psychischen Krankheiten wie Depressionen oder Angstzuständen resultieren. Dies möchte ich jedoch nicht beleuchten, da ich kein Psychologe oder Psychiater bin.

  • Soziales Umfeld:

Druck und Erwartungen von Außen – sei es Freunde und Familie oder beruflich: wir möchten bestimmte Kriterien erfüllen und abliefern. Sicherlich ist auch die Gesellschaft ein großer Stressfaktor, indem wir bestimmte Rollen auferlegt bekommen. Dass uns das stresst, ist klar. Unser Gehirn kann nur ein bestimmtes Ausmaß an Reizen und Anforderungen verarbeiten – wenn das Limit erreicht oder gar überschritten ist, schaltet es in den Stress-Modus.  

  • Der eigene Anspruch:

Wollen wir nicht immer perfekt sein? Innerlich immer getrieben kommen wir nicht zur Ruhe, denn die Anforderungen gehen immer weiter und sind meist utopisch. Wenn wir nicht in uns selbst ruhen können, versuchen wir uns in der Außenwelt zu profilieren. Kritik ist schwer zu akzeptieren und treibt uns noch mehr in die Unruhe. Unser Selbstbild unterscheidet sich sehr stark von dem, wie uns andere sehen. Ein Kreislauf, dem man schwer entrinnen kann.

 

Das sind nur einige von unzähligen Ursachen. Die Frage ist: Ist unsere Welt denn wirklich stressiger geworden oder reagieren wir nur gestresster in den Situationen? Wichtig ist zu verstehen, dass wir Stress selbst oft nicht beeinflussen können – jedoch, wie wir darauf reagieren und wie wir damit umgehen. 

 

Möglichkeiten, um Stress und daraus resultierender Rastlosigkeit entgegenwirken können

  • Bestandsaufnahme - Was stresst mich?:

Lernen, in uns hinein zu hören. Ein erster Schritt ist ein ganz einfacher: Tagebuch führen um herauszufinden, wann und in welchen Situationen wir unruhig sind. Wenn wir wissen, wann und warum oder durch welche Personen wir gestresst oder unruhig sind, können wir manchmal recht schnell Abhilfe schaffen. Sehr interessant dabei ist auch die Frage, stresst mich etwas oder jemand, oder bin ich selbst der Stresser? Setze ich mich selbst unter Druck? Warum?

  • Auch mal Nein sagen:

Besinnen, auf das, was wir wirklich wollen und vor allem, wer und was uns wichtig ist. Die Gesellschaft gibt uns heute mehr denn je vor, wie wir zu sein haben, welches Leben wir leben müssen und wie wir Karriere machen müssen. Daher müssen wir lernen abzuwägen und Dinge manchmal einfach sein lassen. Ist mir das wichtig? Macht mir das Spaß oder mache ich das nur, weil es von mir erwartet wird? Einfach mal sagen: Nö, hab ich grad echt keine Lust drauf. Kann befreiend wirken.

  • Smartphone weglegen:

Ab und zu aus dem Kreislauf der sozialen Medien und der ständigen Erreichbarkeit heraustreten. Feste Regeln oder Zeiten sind hier schon hilfreich. Nicht jede Nachricht muss sofort beantwortet, nicht jeder Post sofort geliked und kommentiert werden. Wieder mehr in der realen Welt leben und uns auf das hier und jetzt konzentrieren.

Wenn wir schon beim Smartphone sind: raus aus dem Schlafzimmer damit. Das ist nicht nur durch das blaue Licht und die Strahlung für unseren Schlaf von Vorteil.  

  • Abschalten:

Einfach mal nichts tun. Das kann uns völlig neue Möglichkeiten eröffnen und auch dazu beitragen, dass wir konzentrierter, fokussierter sind und dadurch unsere Ziele schneller erreichen.

Erinnert Ihr Euch an den Blogartikel zum Thema Stille? Wer ihn verpasst hat kann hier nochmal nachlesen.

Was in unserem Gehirn alles passiert, wenn wir weniger Reizen ausgesetzt sind, ist wirklich unglaublich. Also wieso einfach nicht mal gar nichts tun? Kein Netflix, kein Buch, keine Musik. Niente.

Wem das zu viel des Guten ist, kann auch Entspannungstechniken lernen. Autogenes Training, Meditation oder langsame Yoga-Stile können enorm dazu beitragen, dass wir lernen, loszulassen.  

  • Mehr Bewegung:

Häufig wird innere Unruhe durch Bewegungsmangel ausgelöst. Wenn wir den ganzen Tag vor dem Rechner sitzen und der längste Gang, der zum Klo war, ist es kein Wunder, dass wir zappelig werden. Schon ein Spaziergang in der Mittagspause kann Wunder wirken. Bewegung (speziell Ausdauer-Sport) verursacht zwar auch Stress für den Körper – jedoch der von der positiven Sorte. Außerdem schüttet unser Gehirn Endorphine frei.... und die lieben wir doch Alle, oder?

  • Weniger Kaffee:

Für die Kaffee-Junkies unter uns leider nicht so schön, aber leider wahr (und wenn wir ehrlich sind, wissen wir das ja auch): Innere Unruhe ist oft auch auf zu viel Koffein zurückzuführen. Soll nicht heißen, dass wir nie wieder Kaffee trinken sollten, jedoch versuchen, das Ganze etwas zu reduzieren. Vielleicht reicht ja auch eine Tasse am Morgen statt zwei? Vielleicht kann ich ja stattdessen einen leckeren Gewürztee trinken? Auch der Magen wird’s uns danken.

 

Wir leben in einer Zeit, in der wir so vielen Reizen und einem enormen Druck ausgesetzt sind. Ein Leben ohne Stress und damit verbundener Rastlosigkeit scheint daher so gut wie unmöglich. Dennoch können wir versuchen, mehr in uns hineinzuhören und ab und zu einen Schritt zurück zu gehen. Indem wir achtsamer mit uns, unserer Zeit und unseren Mitmenschen sind, gewinnen wir Schritt für Schritt die Kontrolle zurück - und sind nicht mehr so fremdbestimmt.

Vielleicht hilft der ein oder andere Ansatz ja dabei :-)

 

 

 

Die Geschichte zum Bild:

New York. Für mich eine faszinierende Stadt. Der Mix aus gigantischen Menschenmassen auf der 5th Avenue und kleinen Cafés im Village ist einfach unfassbar. Jedoch steht das für mich auch – gerade der Time Square – für eine völlige Reizüberflutung, überfüllten Straßen und: Stress. Städte wie diese mit ihrer Schnelllebigkeit tragen sicher zu unserem gehetzt-sein bei.

Dennoch: love it! (in Maßen) 

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