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Ohnmachtsgefühl: Was wir tun können – für uns und andere

 

Tja...eigentlich wollte ich hier ein paar Zeilen zu Papier bringen zum Thema Lebensfreude und wie sich Corona etc. auf unser Leben und die Psyche auswirkt – und uns verändert. Und dann geschah, was nun vorrangig unser Denken und auch Fühlen beherrscht.

Wenn es eines gibt, nach dem wir alle streben, dann sind es Sicherheit, Frieden und stabile und liebevolle Beziehungen. Genau das ist es, was nun komplett in Gefahr ist und uns in völliger Hilflosigkeit zurücklässt.    

Wir befinden uns - neben Pandemie, dramatischen Ereignissen in Afghanistan, abartigem Rassismus und Klimakrise – nun in einer Situation, die wir uns im Jahr 2022 niemals hätten vorstellen können.

 

Ich selbst schäme mich oft, diesen „Weltschmerz“ zu spüren (fühle mich schwach und labil), da ich mir denke: deine kleinen Problemchen sind nichts im Vergleich zu all dem Leid und Grausamkeiten, die die Betroffenen weltweit erfahren. Nicht erst seit jetzt. Nichtsdestotrotz fühle ich eben diese tiefe Traurigkeit, Hilflosigkeit und Ohnmacht. Und damit bin ich nicht alleine.

Wir empfinden Weltschmerz, wenn eben unser Idealbild der Welt durch Gewalt und Krieg, Unmenschlichkeit und Grausamkeiten auf den Kopf gestellt wird. Das Leid des großen Ganzen trifft uns damit dann doch auch auf der persönlichen Ebene.

 

Grundsätzlich: Warum ist das so?  

Die Nachrichten, die derzeit im Minutentakt auf uns einprasseln, verursachen Stress. Unser Körper begibt sich in Alarmbereitschaft und unterscheidet dabei nicht, ob es ums Überleben geht oder die Gefahr weiter weg ist. Wir sind in Hab-Acht-Stellung und nehmen daher auch die ganzen Schreckensmeldungen umso stärker wahr. Unabhängig davon, ob wir direkt betroffen sind, fühlen wir uns vor allem mit dem Leid verbunden.

 

Ich habe hier ein paar Ideen zusammengesammelt, die vielleicht helfen, um aus dem Gefühl der Hilflosigkeit und der Starre herauszukommen.

 

Was wir tun können, um Hilflosigkeit und Ohnmacht nicht weiter ausgeliefert zu sein

 

1. Annehmen und akzeptieren  

Negative Gefühle wie Ohnmacht, Machtlosigkeit, Trauer oder Hilflosigkeit sind Gefühle, die uns stressen. Daher möchten wir sie auch nicht aushalten. Wir verdrängen, verschweigen oder lassen sie einfach nicht zu. Die Situation und damit einhergehende Gefühle jedoch anzunehmen und zu akzeptieren ist der erste Schritt, um aus der Hilflosigkeit herauszukommen. Nur wer nicht mehr dagegen ankämpft, hat auch die Kraft, um Lösungen zu suchen.

Das ist für uns oft einfach unfassbar schwer, da es sich anfühlt, als würden wir damit die Situation und die damit verbundene Ungerechtigkeit und das Leid akzeptieren. Jedoch heißt akzeptieren nicht, dass wir zustimmen, sondern lediglich die Realität achtsam und bewusst wahrnehmen.

Wie so oft ist kann auch Meditation ein guter Weg sein, um zu lernen, Dinge anzunehmen.

 

2. Aktiv werden  

Einer der Hauptgründe für unsere Ohnmacht ist das Gefühl, nichts bewirken zu können - also die Selbstwirksamkeit. Das Gute ist aber: Auch wenn wir uns klein fühlen, können wir doch zu Veränderungen beitragen. Jede noch so kleine Handlung kann zu Großem führen.

Jeder kann schauen, was für ihn nun das Richtige ist. Seien es Spenden, eine Hilfsorganisation unterstützen oder die Stimme erheben und an Demonstrationen teilnehmen und die eigenen Gefühle mit anderen teilen. Bei Letzterem ist jedoch wichtig, dass es konstruktiv bleibt und Wut nicht in Aggression übergeht. Daher sollten wir immer nach unseren Werten handeln und auch kommunizieren - mit Respekt und Mitgefühl. Wer auf Pöbeln mit Pöbeln reagiert, befindet sich leider schon im Strudel. Damit ist niemandem geholfen und vergrößert nur den Unmut.

 

3. Achtsam konsumieren  

Push-Nachrichten der Nachrichtensender oder Zeitungen, aber auch Social Media versorgen uns im Minutentakt mit neuesten Ereignissen. Der ständige Blick aufs Smartphone ist unser Begleiter seit Tagen. Wie jedoch schon erwähnt, versetzt uns dies in enormen Stress. Hält die Nachrichtenflut nun dauerhaft an, kommen wir dadurch auch in chronischen Stress. Das kostet unseren Körper uns unsere Psyche unfassbar viel Energie - und leider kann das auf Dauer auch zu Depressionen führen.

Daher gilt wie bei so vielem: filtern und reduzieren!

Wenn es zu viel wird, sollte jeder noch einmal für sich überprüfen, wo und wie er sich informiert. Push-Nachrichten lassen sich kurzzeitig deaktivieren, News-Kanäle wechseln oder auch feste Zeiten für sich definieren, wann Nachrichten geschaut und gelesen werden.

 

4. Der Glaube an das Gute und Vertrauen

Wir können uns vor negativen Nachrichten kaum mehr retten – eine folgt auf die nächste und wir können uns kaum erholen und mal „durchatmen“. Auch die Wahrnehmung wird mehr und mehr in die Negativität gezogen.

Daher ist es umso wichtiger, zuversichtlich zu sein. Daran zu glauben, dass das Blatt sich wendet. Super schwer – das finde ich auch. Jedoch können wir vielleicht versuchen, auch wenn wir selbst uns klein fühlen – dass wir den Menschen vertrauen, die am Drücker sind. So viele Menschen in höheren Rängen der Politik und Co. sitzen derzeit ununterbrochen daran, Lösungen zu finden. Wollen wir einfach hoffen, dass sie es bald schaffen!

 

5.  Mitgefühl  

Mitgefühl muss sich nicht nur auf das Außen und die gesamte Welt beziehen, sondern auch sich selbst gegenüber. Wer sich selbst gegenüber mitfühlend verhält – durch eine wertschätzende Haltung, Akzeptanz der Gefühle (seien sie noch so negativ) – kann dies auch den Mitmenschen gegenüber tun.   Wie schon erwähnt: Was ich selbst lebe, kann ich auch so nach außen tragen.  Daher ist es unglaublich wichtig, zu schauen, dass es uns gut geht und wir halbwegs im Gleichgewicht sind. Diese Balance bekommen wir nur hin, indem wir Dinge tun, die uns guttun.

Auch wenn wir derzeit wohl eher denken: „Das fühlt sich alles falsch an.“ - Hobbies und sich mit Freunden treffen ist weiterhin enorm wichtig, um auch Mitgefühl und Beistand weiterzugeben. Du kannst nur Kraft weitergeben, wenn du sie selbst auch hast.

 

Es geht nur MITeinander

All diese kleinen Maßnahmen können dazu beitragen, dass wir aus unserer Hilflosigkeit zumindest ansatzweise herauskommen. Dem einen gelingt das besser, dem anderen vielleicht nicht so gut.  Das einzige was sicherlich jedem von uns eine Stütze ist, ist der Austausch mit anderen. Nicht erst seit Beginn der Pandemie wissen wir, wie wichtig Freunde, Familie und das Miteinander sind. Das ist es was zählt. Wenn wir merken, wir kommen aus dem Gedankenkarussell nicht heraus und befinden uns in einer Spirale, ist es wichtig, um Hilfe zu bitten. Im Gegenzug ist es jedoch auch wichtig, dass wir Menschen unterstützen, denen es psychisch gerade nicht so gut geht.

 

Und wenn eines die letzten Tage wirklich positiv war, dann der Zusammenhalt. Die Fürsorge und Hilfsbereitschaft. Das Miteinander und Füreinander.

 

Passt auf euch auf!  

 

 

Foto: 

Paola Chaaya via unsplash

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