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Selbstliebe: Wie wir lernen können uns selbst anzunehmen

 

Wir alle erleben mindestens einmal im Leben eine Situation oder gar eine Phase, in der wir merken, dass alles Glück bei uns selbst beginnt. Allem voran die Liebe. Viele von uns sind außerordentlich anpassungsfähig, erkennen sofort die Bedürfnisse des Anderen und gehen darauf ein. Jedoch die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und diese dann auch mitzuteilen oder gar an erste Stelle stellen, fällt oft schwer.  Wir tun uns schwer, uns so anzunehmen wie wir sind, uns zu lieben und auf uns und unsere Bedürfnisse zu achten. Auf das, was uns wichtig ist, was sich für uns gut anfühlt und nicht Bedürfnisse und Wünsche der Anderen über die Eigenen zu stellen. „Selbstliebe“ lautet hier das Zauberwort. 

Aber: genau das können wir lernen – und das sollten wir auch, denn Selbstliebe ist eine wesentliche Voraussetzung für Glück und Zufriedenheit im Leben.

 

Was genau ist Selbstliebe?

Selbstliebe ist ganz einfach gesagt die Liebe zu uns selbst. Uns so annehmen, wie wir sind – mit allen Stärken und Schwächen. Selbstliebe ist sehr nah und manchmal sogar synonym verwendet für Selbstachtung, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstwert. Je mehr wir uns also selbst annehmen - uns selbst lieben - unsere Fähigkeiten kennen und darauf vertrauen, desto stärker ist unser Selbstwert oder unser Selbstvertrauen.  

Ein geringer Selbstwert oder das Gefühl „minderwertig“ zu sein kann sich in verschiedenen Formen ausdrücken. Der Versuch, Wertschätzung von Außen zu bekommen, indem wir nach Lob und Anerkennung unserer Mitmenschen suchten oder durch überzogenes Harmoniestreben oder "alles recht machen wollen", um den Anderen nicht vor den Kopf zu stoßen ist wohl am häufigsten anzutreffen. Aber auch Verlustangst, da wir den Anderen als „wertvoller“ ansehen ist Ausdruck mangelnder Selbstliebe. Ein weiterer Klassiker ist, sich unter Wert verkaufen - sei es im Job durch Gehalt oder sich kleiner machen, als wir sind.

Aber die Sache ist doch die: Wenn wir uns selbst nicht wertschätzen, wir uns unseres Selbst nicht bewusst sind – wie sollen unsere Mitmenschen unseren Wert erkennen und uns wertschätzen?

 

Wie kommt es zu einem geringen Selbstwertgefühl und zu mangelnder Selbstliebe?

Ich habe dazu eine Geschichte, die das Ganze sehr gut verdeutlicht:

 

Bei einem Vortrag steht ein Redner auf der Bühne und winkt mit einem 100€-Schein. „Wieviel ist dieser Schein wert?“ „Na, 100€!“. Er zerknüllt den Schein und stellt die Frage noch einmal. „Na, immer noch 100€“. Nun wirft er den Schein auf den Boden, hüpft drauf rum und hebt den völlig verdreckten Schein wieder in die Höhe. Wieder die Frage und....ja, genau die gleiche Antwort. Der Schein verliert nicht seinen Wert, egal was ihm widerfährt.

 

In unserem Leben sieht es leider nicht ganz so aus. Es gibt Situationen und Rückschläge, wir werden gekränkt und klein gemacht. Jedoch - nicht wie beim Geldschein - vergessen wir dadurch unseren eigentlichen Wert. Dieser Wert ist jedoch immer noch genauso hoch wie zum Zeitpunkt unserer Geburt.

Wir kommen alle vollkommen zur Welt und wir verdienen bedingungslose Liebe. Ein Baby muss nichts tun, um geliebt zu werden. Es wird alleine für seine Existenz geliebt. Wenn es gut läuft wird es später gefordert und gefördert und egal was passiert, es bekommt die Botschaft: „Was auch immer Du tust, welche Schwächen und Fehler Du hast, lieben wir Dich!“.

In der Realität sieht es jedoch leider oft anders aus: wenig Bestätigung oder Zuwendung, stattdessen Vorwürfe, Kritik, überzogene Ansprüche oder sogar Vernachlässigung führen zu dem Gefühl, nicht liebenswert zu sein. Aufgrund dieser Erfahrungen haben sich Glaubenssätze etabliert, die wir unser ganzes Leben mitschleppen. „Ich bin nicht gut genug“, „Ich kann nichts“ oder „Ich bin dumm“ – um mal ein paar zu nennen.

 

Wie können wir an der Liebe zu uns Selbst arbeiten?

Es gibt unfassbar viele Ratgeber, die unzählige Ratschläge bieten, wie man sein Selbstwert und allem voran die Liebe zu sich selbst stärken kann. Aus diesem Information-Overload möchte ich hier ein paar Ansätze teilen, die sich für mich stimmig anfühlen. Vielleicht ist der Ein oder Andere dabei, der auch Dir helfen kann  

 

  • Akzeptieren

Ob Gedanken, Gefühle, der eigene Körper oder Charaktereigenschaften: Indem wir sie als ein Teil von uns annehmen, nehmen wir eine Menge Druck aus dem Leben. Jeder ist Einzigartig. Und das ist es, was uns ausmacht. Punkt.

  • Beobachten

Wir denken ja so einiges den lieben langen Tag. Interessant dabei ist, dass wir immer wieder die gleichen Gedanken denken. Und noch interessanter: Der Großteil bezieht sich auf uns selbst –leider meist in negativer Form. Wir beschimpfen uns innerlich und machen uns klein. Durch Achtsamkeit lernen wir, unsere Gedanken zu beobachten und rechtzeitig die Stopp-Taste zu drücken. Wir lernen, den inneren Dialog so mit uns selbst zu führen, wie wir ihn auch mit unserem besten Freund führen würden: liebevoll und wertschätzend.

  • Ich liebe Dich

Jedes Mal, wenn wir uns im Spiegel sehen, schauen wir uns tief in die Augen und sagen uns: Ich liebe Dich. Oder: Hey, Du gefällst mir richtig gut! Wirkt Wunder.

  • Ciao, Perfektion

Perfektionsstreben ist der Oberkiller für unseren Selbstwert, denn wir bekommen schnell ein Mangelgefühl. Ich bin nicht gut genug, nicht hübsch genug, nicht schlau genug... Aber es ist eben auch ein Ding der Unmöglichkeit, in allem perfekt zu sein. Hier müssen wir den Fokus auf unsere Stärken und Erfolge setzen – auch wenn etwas nicht zu 100% geklappt hat. Wen juckt´s? Nur uns selbst, oder?  

  • Keine Vergleiche

Wir werden heute mehr denn je in die Vergleichs-Falle gelockt. Wir sehen den Star, den Blogger, die Ex... was haben die ein tolles Leben. Und was sehen sie toll aus. So schöne Haare und makellose Haut, und der Fitness-Körper und was ist die cool und lässig auf den Fotos. Kennen wir alle, oder? Aufhören damit! Wichtig ist nämlich zu erkennen: das sind Momentaufnahmen. Da gibt’s auch mal ´nen Filter. Und außerdem: wissen wir wirklich, was hinter der Fassade steckt? Die Person hat vielleicht in anderen Bereichen extreme Probleme. Finanziell, psychische Themen, Stress, whatever...

  • Selfcare

Uns selbst etwas Gutes tun, uns selbst gut behandeln und uns was gönnen. Den Cappuccino im Lieblingscafé, morgens 20min auf dem Balkon sinnieren, die Lieblings-Mucke aufdrehen oder ein Bad nehmen (falls man eine Wanne hat;-)) Damit zeigen wir uns selbst: wir sind es uns wert!

  • Komplimente annehmen

„Du siehst aber toll aus. Wow!“ Oder „Deine Präsentation vorhin war richtig gut.“ „Danke!“ lautet hier die Antwort. Dem ist nichts hinzuzufügen.

  • Affirmationen

Positive Leitsätze stärken unseren Selbstwert, wenn wir sie uns regelmäßig selbst sagen. Am Besten in Ritualen – ähnlich wie oben beim Spiegelbild. Wichtig ist, dass es positive Sätze sind, die unser Gehirn gut verarbeiten kann. „Ich bin gut so, wie ich bin!“ oder „Alles geschieht zu meinem Besten!“  

 

 

 

Selbstliebe für mehr Glück und Zufriedenheit im Leben

Wenn wir uns selbst, mit all unseren Bedürfnissen und Sehnsüchten annehmen und wertschätzen, lassen wir Glück und Zufriedenheit in unser Leben. Wir können gelassener mit Problemen und auch Stress umgehen. Wir werden positiver wahrgenommen, denn wir lösen uns vom Außen. Wir suchten nicht weiter nach Anerkennung unserer Mitmenschen und können mit Ablehnungen und Zurückweisungen besser umgehen. Denn: Wir sind uns selbst genug und lieben uns selbst – genau so wie wir sind!  

Wir alle brauchen zwar ab und zu mal die Wertschätzung von Außen – allerdings überstehen wir mit einem starken Selbstwert auch solche Phasen, in denen wir keine Anerkennung bekommen.  

 

In der Bibel heißt es so schön 'Liebe deinen Nächsten wie dich selbst'. Lieben wir uns selbst und sind wir uns unseres Wertes bewusst, sind wir uns in einem positiven Sinne selbst der Nächste. Erst wenn wir uns so annehmen, wie wir sind und unsere Bedürfnisse an erste Stelle packen, können wir auch unseren Nächsten lieben. Und umgekehrt: wenn wir uns selbst nicht lieben – wie kann das dann der Nächste tun?  

 

In diesem Sinne:

Ja! Zu uns selbst. Zu unseren Bedürfnissen, unseren Werten und unseren Wünschen.

Ja! Zu uns als Hauptdarsteller im Film unseres Lebens.

Auch auf die Gefahr hin, dass wir Konflikte damit auslösen oder sich Menschen von uns abwenden - gewonnen haben wir Eines: wir stehen für uns ein und erhalten dafür sicher auch Respekt des Gegenüber.

 

Los geht´s!  

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Iwanitoo (Donnerstag, 28 Mai 2020 10:34)

    Schöner Artikel! muss man sich viel öfter sagen, dass man gut ist, wie man ist! Man vergisst das leider allzuoft.

  • #2

    Vielleicht lieber morgen (Freitag, 29 Mai 2020 01:41)

    We accept the love we think we deserve.
    - Stephen Chbosky -