· 

Positives Denken: Warum man auch mal mies drauf sein darf

 

Überall stapeln sich Bücher mit Ratgebern für ein erfolgreiches und vor allem glückliches Leben. Und zwar durch positives Denken.

Ich selbst bin großer Fan vom Ansatz „Die Macht der Gedanken“ und finde, es ist schon was dran. Die Energie fließt dorthin, wo Aufmerksamkeit geschenkt wird. Daher versuche ich (meistens ) positiv an Dinge heranzugehen. Auch wenn etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle – und das ist nicht selten – versuche ich, das Positive rauszuziehen und nicht mit dem Schicksal zu hadern.

Alles ist für etwas gut und alles hat schon irgendwie seinen Sinn. Auch wenn sich mir der Sinn in der jeweiligen Situation nicht ganz so erschließen mag. Aber:  Ich stehe nach wie vor eisern hinter diesem Ansatz.

 

Dennoch finde ich es schwierig, was derzeit um uns herum passiert: uns wird eingetrichert, dass wir immer positiv sein MÜSSEN. Komme was wolle. Emotionale Belastbarkeit, gute Laune und Positives Denken gehört zum guten Ton und wird schlichtweg vorausgesetzt. In allen Lebensbereichen. Nur ist es eben manchmal so, dass man nicht immer gut gelaunt sein KANN. Niemand kann immer gut drauf sein, oder? Es gibt gute Gründe, sich schlecht zu fühlen: Ob Tod, Streit, Kränkungen, Unzufriedenheit oder auch eine Arbeit, die nicht der Persönlichkeit entspricht... Ursachen gibt es zahlreiche. Dennoch versuchen wir krampfhaft, alle negativen Gedanken und Emotionen aus unserem Alltag zu verbannen.

Durch diesen erzwungenen Optimismus und immer positives Denken unterdrücken wir unsere individuellen Unterschiede, Wahrnehmungen und Emotionen. Wer seine Gefühle jedoch nicht respektiert und damit auch zulässt, schadet damit leider langfristig sich selbst.

Negative Gefühle haben daher durchaus ihre Berechtigung.

 

Warum negative Gefühle auch gut sind

Negative Gefühle wie Trauer oder Furcht und Angst sind da, um uns zu schützen. Sie dienen einem wichtigen Zweck: Sie sind unverzichtbar, weil sie uns zeigen wollen, wie es um uns steht. Der Mensch muss verschiedene emotionelle Stadien durchschreiten können. Nachts allein durch finstere Gassen zu spazieren und dabei Glücksgefühle zu empfinden kann uns nicht selten auch in Gefahr bringen.

 

Außerdem macht uns zwanghaft positives Denken intolerant gegenüber Sorgen und Ängsten unserer Mitmenschen. Das führt letztendlich dazu, dass wir uns nicht mehr ehrlich und authentisch austauschen. Negative Gefühle fördern damit auch ein wenig die Offenheit unseren Mitmenschen gegenüber.

 

Erzwungener Optimismus kann bei manchen Menschen zu Blockaden führen. Ängste werden nicht richtig wahrgenommen. In diesem Fall kann es helfen, in Worst-Case-Szenarien zu denken. Sich in die Situation hineinversetzen, vor der man Angst hat. Beispielsweise vor einer wichtigen Prüfung oder Präsentation. Was kann alles schiefgehen? Black Out, inhaltliche Fehler, Sprachliche Blockaden. Potenzielle Patzer und Pannen werden damit schon vorher unter die Lupe genommen. Wir gewinnen die Kontrolle zurück.

 

Interessanterweise gibt es eine Studie der University of California, in der ein Wissenschaftlerteam die Auswirkung von Akzeptanz auf die psychische Gesundheit untersucht hat. Die Menschen seien glücklicher, die Ihre schlechten Launen auch akzeptieren. Permanent versuchen zu wollen positiv zu denken führe vermehrt zu Stress und mache unglücklich. Klingt einleuchtend, oder?  

 

Was tun bei schlechter Laune?

Wichtig ist, die schlechte Laune selbst wahrzunehmen und auch zu akzeptieren. Im nächsten Schritt sollten wir der Sache mal auf den Grund gehen. Was ist es, was mich gerade so miesepetrig macht? Meist geht es um Grundbedürfnisse wie Anerkennung, Zuneigung oder Geborgenheit.

Wer nun die Ursache für seine schlechte Laune erkannt hat, ist einen großen Schritt weiter. Alleine die Tatsache, dass ich weiss, was mein Problem ist und es benennen kann, entlastet oft schon. Nun kann ich überlegen, wie ich an die Sache rangehe. Kann ich es lösen? Welche Optionen habe ich?  

 

Einiges haben wir immer auch selbst in der Hand. Es gibt Vieles, was wir steuern können, weshalb es auch ein paar kleine Tricks gibt, der miesen Laune etwas entgegenzuwirken.

  • Positive Gedanken:

Ja, echt jetzt. Die einfachste Methode die Laune zu verbessern, ist die bewusste Steuerung der Gedanken. Negative Gedanken führen zu negativen Gefühlen. Demzufolge kann es durchaus hilfreich sein, an positive Dinge zu denken, die sich positiv auf unsere die Stimmung auswirken.

  • Sich selbst im Spiegel anlächeln:

Es gibt eine direkte Verbindung zwischen dem Lächeln und glücklich sein – das beweisen Forschungen schon seit Jahren. Es ist, als sei man glücklich, weil man lächelt und man lächelt, weil man glücklich ist.

  • Bewegung:

Sport erzeugt Endorphine, die die Entstehung von chemischem Dopamin anregen, was glücklich macht und auch noch hilft fit zu bleiben.

  • Ernährung:

Gesundes Essen gibt nicht nur körperliche sondern auch mentale Kraft.

  • Runterkommen:

Kurz mal tief durchatmen und das tun, was einem guttut und einen beruhigt.

  • Spaß haben:

Jeden Tag das tun, was einem Spaß macht. Was einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Zumindest einmal am Tag.

Und: Neues ausprobieren!

  • Music On:

Fröhliche Musik hören. Tanzen. Alles rauslassen. Wenn es sein muss, auch Helene Fischer. Allein beim Gedanken, muss man doch schon bissl schmunzeln.

  • No Alc

Alkohol bewirkt, dass überschüssiges Dopamin (das ist das, was uns glücklich sein lässt) produziert wird. Am nächsten Tag kann der Körper dieses Level jedoch nicht mehr halten, nicht mehr genug produzieren und wir fallen in ein kleines Loch. Das macht dann depressiver als normal. Und das nicht nur wegen dem Kater.  

 

Wenn die schlechte Laune über das „Normalmaß“ hinausgeht, sollte man jedoch etwas genauer hinschauen. Wenn jemand jeden zweiten bis dritten Tag über mehrere Stunden schlecht gelaunt ist, könnte mehr dahinterstecken. Kann man sich selbst nicht mehr erklären, warum man schlecht gelaunt ist, sollte man sich Hilfe suchen.  

 

Emotionen – positive wie negative – sind vergänglich. Sowohl Glück als auch das Unglück sind nicht von Dauer. Dessen sollten wir uns immer wieder bewusstwerden. „Feier die Feste wie sie fallen!“ Auch in diesem Sinne. Dankbar sein in den glücklichen Momenten, und sich dessen bewusstwerden, dass wir sie nicht festhalten können. Umgekehrt auch bei mieser Laune: Sie wird vorübergehen. Wir müssen sie nicht vollkommen annehmen, aber akzeptieren, dass sie da ist. Und vielleicht versuchen, ihr ein kleines bisschen entgegenzuwirken. Nach Regen folgt auch immer irgendwann wieder Sonnenschein.  

 

 

Die Geschichte zum Bild

Unschwer zu erkennen: eine Yogamatte in meinem liebsten Yogastudio. Warum dieses Bild? Weil nach einer Yogastunde die Welt immer ganz anders aussieht. Das muss nicht für Jeden zutreffen, aber jeder hat ein Hobby oder eine Leidenschaft, für die er brennt. Die ihn glücklich macht. Bei mieser Laune also einfach das machen, was man liebt.         

Kommentare: 2
  • #2

    Stefanie (Montag, 25 November 2019 08:17)

    Toller Artikel!
    Wie immer die richtigen Worte gefunden.
    Manchmal ist es jedoch schwierig das zu tun was einem gut tut.
    Vor allem einmal am Tag!
    Gerade mit einer Familie ,die ihren festen Ablauf hat ,ist es nicht einfach .
    Aber ich arbeite daran �

  • #1

    Atilla (Sonntag, 24 November 2019 11:56)

    So richtig und wichtig auch mal die unangenehmen Momente als in Ordnung zu akzeptieren. Das macht frei!