Wir alle führen ein Leben, das keinem anderen gleicht. So einzigartig wir selbst sind, so einzigartig ist auch unser Lebensweg. Jedoch durchlaufen wir alle (mal mehr, mal weniger) unterschiedliche Phasen im Leben mit Höhen und Tiefen, mit Lachen und Weinen, mit Regen und Sonnenschein.
Jeder macht seine eigenen Erfahrungen mit Hindernissen, Herausforderungen oder Schicksalsschlägen und jeder hat seine Art, damit umzugehen. Die Einen leben in ihrer Welt ein abenteuerliches und schillerndes Leben, während die Anderen sich eher ein beschauliches und zurückhaltendes Leben erzählen.
Was wir schon im Kindergarten gelernt haben: wir können Geschichten auf ganz unterschiedliche Weise erzählen. Frech grinsend oder traurig, bunt oder schwarz-weiß, schillernd oder bodenständig: Die Geschichte ist dieselbe – jedoch ist der Erzählweise und der Blickwinkel eine andere. Und so hat auch jeder seine ganz individuelle Geschichte seines Lebens, die er sich (und anderen) erzählt.
Dennoch: Alle Geschichten haben ein Muster
Ein kleiner Exkurs ins Storytelling:
Mitte des vergangenen Jahrhunderts nahm der Philosoph Joseph Campbell Geschichten aus aller Welt, aus allen Zeiten unter die Lupe. Ob die großen Filme, Märchen, berühmte Erzählungen, alte Mythen: er nahm sie alle komplett auseinander und verglich den Aufbau.
Von Odysseus, Buddha, heute Harry Potter, Star Wars, Matrix oder sämtliche Disney Klassiker: sie alle folgen einem Muster und haben einen roten Faden. Nämlich ähnliche Situationen, Begegnungen, Herausforderungen, die uns an die Geschichte fesseln und mitfiebern lassen.
Er nannte diesen roten Faden die „Heldenreise“. Der Held (ich lass´ das mit dem Gendern hier mal sein;-)) lebt sein Leben bis irgendetwas passiert und er aus seiner Bubble gerissen wird. Er macht sich auf den Weg, um eine Lösung für das Problem zu finden, die Menschheit zu retten oder was auch immer. Dabei begegnen ihm neue Menschen, neue Herausforderungen die es zu meistern gilt, neue Aufgaben... bis er am Ende seines Abenteuers ist und er die Lösung gefunden hat, er in sein Leben zurückkehrt und sich vieles dadurch für ihn (und die Menschheit) verändert hat.
Kommt uns das bekannt vor? Vielleicht aus unserem eigenen Leben?
Diese Heldenreise lässt sich 1:1 wie eine Schablone auf unser aller Leben übertragen. Wir alle sind immer wieder auf Heldenreise – unser ganzes Leben lang. Wir begegnen immer wieder Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.
Veränderungen sind an der Tagesordnung. Ob ein Umzug, Jobwechsel, Trennung... jeder kennt diese kleinen und manchmal doch auch großen Herausforderungen im Leben. Manchmal selbst gewählt, manchmal eher unfreiwillig. Manchmal positiv, manchmal einfach nur scheiße, da es einen aus der Bahn wirft und das Schicksal nicht gerade milde ist.
Wie sieht unsere Heldenreise aus?
Die Heldenreise läuft (hier auf die wichtigsten Etappen reduziert) nach folgendem Schema ab:
- Die gewohnte Welt: Wir (die Helden) leben unseren Alltag. Alles ist stabil und komfortabel, wie es ist. Alle sind happy.
- Der Ruf des Lebens: Nun kommt der Moment, in dem etwas passiert. Umzug, Trennung, Weltreise, Jobwechsel, ein Unfall oder vielleicht auch der eigene Wunsch nach Veränderung? Die Stimme der Sehnsucht oder auch Träume?
- Widerstand: Hier kommt die Ablehnung, da wir das nicht wollen. Fragen wie: „Warum passiert mir das?“ kommen hoch. Angst vor der Unsicherheit, Zweifel. Ausreden suchen auf der einen, vielleicht die Sehnsucht auf der anderen Seite. An diesem Punkt findet die Entscheidung statt: Gehen wir den Weg oder verharren wir in der Situation?
- Wegbegleiter – oder auch Begegnung mit dem Mentor: Ein Held ist nie alleine – wir haben immer Menschen an der Seite, die uns helfen. Manchmal kennen wir sie zu Beginn unserer Reise noch gar nicht oder es ist uns nicht bewusst, welche Rolle sie spielen. Bei allen Hindernissen und Prüfungen unseres Lebens sind wir niemals alleine.
- Übertreten der Schwelle: Wir überwinden unser Zögern und gehen los. Wir wagen den Weg ins Ungewisse - mit den Wegbegleitern an der unserer Seite. An dieser Stelle betreten wir nun die uns bisher unbekannte Welt.
- Weg der Prüfungen: Die ersten Hindernisse tauchen nun auf unserem Weg auf. Aufgaben oder Herausforderungen, die uns an unserem Weg zweifeln lassen. Jedoch sind es die kleinen Aufgaben, die uns achtsam machen und uns wachsen lassen, so dass wir gestärkt weiterziehen können.
- Die wichtige Prüfung: Hier findet der für uns größte Kampf statt. Wir meistern die Herausforderung indem wir uns der großen Angst stellen. Im Film ist das eine große Schlacht, der Kampf mit einem Drachen oder oder oder.
- Entdeckung des Schatzes: Der Kampf ist gewonnen, der Schatz gefunden, die Hindernisse aus dem Weg geräumt. Wir haben es geschafft und das Problem gelöst. Die Erfahrung ist nun Teil von uns – wir sind gewachsen.
- Rückkehr: Nun treten wir in unsere „alte“ Welt ein. Machen uns für die Rückkehr bereit in unser „altes Leben“. Zurück zu dem Alltag, zu dem Leben aus welchem wir aufgebrochen sind - vor der Reise.
- Der neue Alltag: Wir sind nicht mehr die Person davor. Wir sind gewachsen, haben gelernt, uns Wissen angeeignet, das uns gestärkt hat. Es fällt uns hier manchmal schwer, da wir uns verändert haben – unsere Sichtweisen. Die Welt ist jedoch die Gleiche geblieben.
- Teilen der Erfahrung: Nun liegt es an uns, was wir aus der Erfahrung machen. Wir können selbst nun der Mentor sein. Von unserem Abenteuer berichten und unser Wissen teilen. Wir können Inspiration sein für all diejenigen, die vielleicht einen ähnlichen Weg gehen (müssen) und ihnen Mut machen, dass sie ebenfalls ihr großes Abenteuer bestehen.
Wir alle gehen solche Reisen immer und immer wieder. Schwierigkeiten werden überwunden, Menschen treten in unser Leben und begleiten uns dabei. Am Ende wartet die fette Belohnung. Standen wir anfangs noch zweifelnd, verzweifelt oder voller Angst vor der Reise da und wussten nicht, wie wir das schaffen sollen, können wir im Nachhinein meist sagen: „Mann, war das gut, dass mir das passiert ist. Nur so konnte ich xy machen. Das hätte ich sonst niemals getan.“
Wir alle sind Superhelden!
In jedem von uns steckt eine Wonder Woman oder ein Superman. Denn seien wir mal ehrlich: Es sind doch meist die schwierigsten Situationen, die schlimmen Augenblicke, die zu den prägenden geworden sind, oder? Daran sind wir gewachsen, haben uns weiterentwickelt und sind nun dort, wo wir heute sind. Und das ist genau richtig so.
Vielleicht können wir solche Aufgaben des Lebens als das sehen was sie wirklich sind: als ein großes Kompliment an unsere Fähigkeiten. Denn wir bekommen immer nur so viel, wie wir auch schaffen können. Wenn wir unser Leben als eigene große Heldengeschichte ansehen können, fällt es auch leichter, sich den Herausforderungen zu stellen.
Und wenn wir alle mal zurückblicken: Was haben wir schon alles geschafft? Mit welchen Drachen haben wir schon gekämpft?
Wir können selbst Drehbuch-Autor unseres Superhelden-Blockbusters sein. Indem wir einerseits unsere Geschichten noch einmal genauer anschauen und andererseits auch überlegen können: Wie soll die Geschichte denn weitergehen?
Also: los! Wir können nur gewinnen
Foto: Yulia Matvienko via Unsplash
Kommentar schreiben
Stefanie (Samstag, 01 Mai 2021 00:08)
Meine Liebe,
Wie schon so oft hast du einen wunderbaren Text geschrieben.
Eine Stelle fand ich mega :
Jede Aufgabe die wir gestellt bekommen ist ein Kompliment an unsere Fähigkeiten-wir bekommen nur das als Herausforderung was wir wirklich schaffen können.
Das ist gerade ja genau mein Thema :Dinge anzunehmen wie sie sind und auf sich selbst vertrauen.
1000 Dank!
Ich freue mich schon auf deine nächsten Texte.