· 

Entscheidungen: Die Qual der Wahl oder die Chance dahinter

Jeden Tag treffen wir tausende von Entscheidungen – manche bewusst, manche völlig automatisiert. Wir nehmen meist gar nicht wahr, wie viel wir aus der Routine heraus und schon vor der ersten Tasse Kaffee entscheiden: Mit dem rechten oder linken Bein aufstehen? Playlist oder Radio hören? Kaffee oder Tee? Erst ins Bad oder doch zuerst Kaffee machen? Weißer oder schwarzer Slip?  

Aufgrund der Auswahlmöglichkeiten haben wir heute einiges mehr an solchen Alltagsentscheidungen zu treffen als noch vor einigen Jahren. Will ich im Supermarkt Milch kaufen, muss ich aus gefühlt tausenden von Merkmalen sondieren und entscheiden. Das stresst ungemein (ja, mich stresst das: 0,5l oder 1l, Glas oder Beutel, H-Milch oder Frisch, Bio oder Konventionell, Fettarm oder Vollfett...uaaaaah).

Diese kleineren Entscheidungen, die wir tagtäglich zu treffen haben können wir als leichte Entscheidungen bezeichnen. Außerdem wirken sie sich (wie in diesem Fall) auch nicht unmittelbar auf unser langfristiges Leben aus.

Man sieht: Wir können Entscheidungen aufgrund ihrer Tragweite und zeitlichen Auswirkungen unterscheiden. Kurzfristig oder langfristig. Leichte oder schwere Entscheidung.  

 

Das ist aber eine schwere Entscheidung!

Wir alle kennen jedoch auch schwere Entscheidungen. Viele wichtige Entscheidungen in unserem Leben sind schwer, da sie unseren weiteren Lebensweg beeinflussen: Soll ich Philosophie studieren oder doch BWL, wo es meinen Eltern doch so wichtig ist? Nehme ich den Job in Hamburg an oder bleibe ich in München in meinem gewohnten Umfeld? Will ich nun eine Familie gründen oder doch Single bleiben und die Welt sehen?  

Um bei solchen Fragen eine für uns gute Entscheidung treffen zu können, möchten wir uns selbst davon überzeugen, dass wir uns nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden - wir möchten uns schließlich später nichts selbst vorwerfen müssen. Wir suchen daher nach Informationen, indem wir Ratgeber lesen, mit Freunden sprechen, zum Coach gehen und zahlreiche Pro-und- Contra-Listen führen.  Wir möchten die perfekte Entscheidung, denn sie beeinflusst ja den Rest unseres Lebens. Wir haben oft Angst vor einer Fehlentscheidung und schieben sie einfach vor uns her. Irgendwann wird sich das schon von selbst lösen oder jemand nimmt uns die Entscheidung ab.  

Aber: Selbst wenn sich die Entscheidung im Nachhinein als nicht so ganz optimal herausstellt  – lieber einen Fehler machen als gar keine Entscheidung zu treffen. Warten ist Lebenszeit und eine Chance nach der Anderen geht uns vielleicht durch die Lappen.

Und überhaupt: Wer sagt denn, dass wir uns nicht wieder neu entscheiden können?  

 

Wer entscheidet kommt ans Steuer des Lebens

Viele von uns verabscheuen schwere Entscheidungen. Aber eigentlich sollten wir für solche Entscheidungen dankbar sein. Sie geben uns die Möglichkeit, das Ruder unseres Lebens selbst in die Hand zu nehmen. Wir können uns in solchen Situationen wieder mal überlegen: Was will ich denn? Was ist mir wichtig? Wie will ich leben? Wer möchte ich eigentlich sein?  

Wir haben wieder die Möglichkeit uns neu auszurichten und unser Leben wieder auf Spur zu bringen. Wir können uns nach den Werten fragen. Und zwar nach den EIGENEN. Was ist MIR am Wichtigsten? Oftmals ist es so, dass wir nach Werten entscheiden und leben, die gar nicht die Unseren sind, sondern die von unseren Eltern, Partner, Freunde oder der Gesellschaft.

Hier kommt es dann zu einem Wertekonflikt und eine Entscheidung wird regelrecht zur Folter.  

Daher ist es wichtig, zu wissen, was wir wollen und wofür wir stehen möchten.  Umso klarer wir wissen, wer wir sind, wer wir sein wollen oder wohin der Weg uns führen soll, desto leichter fallen uns auch vermeintlich schwere Entscheidungen.  

 

Mit Herz und Verstand zu einer guten Entscheidung

Nun können wir sicher im ersten Schritt aufgrund dieser Werte bereits gute Entscheidungen treffen. In der Theorie gibt es hierzu noch gefühlte 167 weitere Methoden und Tools, auf die irgendjemand schwört. Eine Methode jedoch hat mich persönlich überzeugt, da sie mir völlig einleuchtet (...und ich selbst bin oft ein kleiner Vernunftsmensch): die sogenannte Affektbilanz von Maja Storch, einer bekannten Psychologin aus der Schweiz. Wer hier mehr lesen möchte, dem kann ich das Buch Das Geheimnis kluger Entscheidungen* wärmstens empfehlen.

Wir alle verfügen über zwei Bewertungssysteme: Bauch und Kopf oder auch Unterbewusstsein und Verstand genannt.

Ersteres ist unser Erfahrungsgedächtnis, in welchem  Erfahrungen abgespeichert und mit einem kleinen Label gekennzeichnet werden: emotional gute oder schlechte Erfahrung.  Mit dem Verstand hingegen bewerten wir rational: Was spricht dafür, was dagegen?  Um eine Entscheidung wirklich gut treffen zu können, müssen wir beide Systeme überzeugen und Bauch und Kopf quasi in Einklang bringen: es muss sich gut anfühlen (also kein Grummeln in der Magengrube) und gleichzeitig muss auch unser Verstand sagen: Ja, machen!  

 

Müssen wir eine Entscheidung treffen, schauen wir uns die Optionen und die damit verbunden Gefühle an – positiv wie negativ. Wie hoch ist das positive Gefühl bei Option 1 und wie hoch das „Grummeln“? Das Gleiche dann für Option 2.  Somit fragen wir das System Bauch ab und bewerten sie im Anschluss mit dem System Kopf: Können wir durch irgendwelche Maßnahmen versuchen, die negativen Gefühle zu reduzieren?

Beispielsweise bei der Frage: Warum beende ich nicht die Beziehung, wenn sie mir nicht mehr guttut? Als Antwort kommt hier oft: Ich habe Angst vor dem Alleinsein.  Was kann ich also tun? Was kann ich ändern? Ich kann mir einen Freundeskreis aufbauen, welcher mich auffängt. Das wäre schonmal eine Möglichkeit, um das negative Gefühl zu reduzieren und so die Gefühlsbilanz zu verschieben.  

 

Natürlich ist es nicht immer sofort eindeutig (und einfach schon gar nicht): Wir haben gemischte Gefühle. Das bedeutet, dass wir vom Unterbewusstsein keine klare Ansage bekommen, wie wir handeln sollen und uns daher nicht entscheiden können. Eine klare Entscheidung können wir erst dann treffen, wenn eines der Gefühle stark überwiegt und es quasi den Segen des Verstandes bekommen hat.  

Klingt etwas abgefahren, aber eigentlich logisch, oder?  

 

Entscheidungen formen unser Leben

Wir sind heute wo wir sind, weil wir bestimmte Entscheidungen getroffen haben. Wir formen unser Leben anhand unserer Entscheidungen. Die schlechteste Entscheidung, die wir treffen können ist, keine zu treffen – und selbst das ist eine Entscheidung.  Eine Wahl in eine Richtung zu gehen, zu handeln oder nicht zu handeln.

Wichtig ist, dass wir uns selbst nicht verurteilen: Hätte ich mich anders entschieden damals, wäre ich heute nicht in dieser Situation.  Woher wollen wir das wissen? Wir treffen Entscheidungen zu einem bestimmten Zeitpunkt nach bestem Wissen und Gewissen. Und das war damals das Beste für uns. Im Nachhinein ist man oft schlauer.

Aber hatte es nicht auch was Gutes? Haben wir nicht trotzdem irgendwas erkennen oder erfahren können?

Wir müssen uns klarmachen, dass unsere kleinen Alltags-Entscheidungen selten welche fürs Leben sind. Es reicht auch mal, eine gute Entscheidung nur für den Moment zu treffen und sich zu fragen: Fühlt sich das gerade gut an für mich?  

Fakt ist nämlich: Wir haben keine Glaskugel und können daher nicht vorhersehen, was wie wo wann sein wird. Ob eine Entscheidung falsch ist oder nicht, können wir erst im Nachhinein sagen.

Davon aber mal abgesehen gibt es keine falschen Entscheidungen, sondern nur Erfahrungen. Diese können natürlich erst mal positiv oder negativ für uns sein.  

 

Daher lasst uns weiter mutig Entscheidungen treffen und einfach machen. Wenn sie nicht das gewünschte Ergebnis mit sich bringen…So what? Entscheiden wir eben neu.  Denn nur so wachsen wir, bleiben nicht stehen oder stecken gar fest.

Wäre ja auch nicht so dolle, oder?  

 

*Werbung (unbezahlt), da Namensnennung

 

 

Die Geschichte zum Bild

Es ist nicht zu übersehen, dass dieses Bild am Times Square in New York aufgenommen wurde. Sehr passend zum Thema Entscheidungen, wie ich finde. Eine Entscheidung ist ja auch die Wahl eines Weges. Und selbst wenn es sich als Einbahnstraße herausstellt...kann es nicht vielleicht dann zu einem Rundweg werden?               

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Ein alter Bekannter� (Sonntag, 20 Januar 2019 01:16)

    Du hast einen wirklich tollen Blog!
    Deine Themen sind super und gut gewählt. Einfach spitze - weiter so!
    VG Sebastian

  • #2

    Sandra (Mittwoch, 23 Januar 2019 04:36)

    Lieber Sebastian,
    ganz lieben Dank für Deinen Kommentar. Freut mich wirklich sehr :-)
    Viele Grüße