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Emotionale Ansteckung: Wie uns die Stimmung Anderer beeinflusst

 

Eine bekannte Szene beim Kindergeburtstag: Fünf Kleinkinder sitzen auf dem Boden und spielen. Eines beginnt herzhaft zu lachen – alle lachen mit. Oder anders herum: die Stimmung ist grandios, doch plötzlich startet lautes Geweine. Wie Dominosteine folgt nun Eines dem Anderen: Schneller als man schauen kann, was genau los ist, befinden sich die Kleinen im Chor des Weinens. Sie haben sich von der Emotion des ersten Kindes anstecken lassen – vermeintlich ohne Grund.

Bei uns Erwachsenen gibt es dieses Phänomen natürlich auch – wenn auch nicht ganz so offensichtlich. Es nennt sich „emotionale Ansteckung“. Diese Übertragung funktioniert sowohl bei positiven als auch negativen Emotionen.

Sicher kommt es Jedem bekannt vor, dass wir uns von der schlechten Laune des Kollegen oder aber auch im positiven Fall vom Lachen des Freundes, anstecken lassen. Im Stadion lassen sich Fan-Massen mitziehen vom Freudengeschrei und wenn ein Freund von der Trauer erzählt, die ihn gerade umgibt, werden wir selbst auch traurig und sind nicht selten den Tränen nah.

 

Die Intensität dieser Ansteckung – wie bei einem Virus – variiert natürlich von Mensch zu Mensch. Die Einen können Gefühle besser übertragen und sind dadurch auch empfänglicher, sich mit Emotionen der anderen anzustecken. Andere wiederum kriegen davon oft nicht wirklich etwas mit, bzw. es dauert etwas länger.

 

Wie funktioniert eine emotionale Ansteckung?

Emotionale Ansteckung geschieht durch eine Übertragung von nonverbal ausgedrückten Emotionen auf eine andere Person. Diese Übertragung ist meist spontan und oft sogar völlig unbemerkt.

Laut Forscher der University of Hawaii gibt es hier drei Phasen:

 

  • Mimikry

Wir ahmen automatisch und kontinuierlich Mimik und Gestik unseres Gegenübers nach. Wir spiegeln unterbewusst den Anderen. Und das geht schneller als wir es selbst wahrnehmen.  

  • Feedback:

Wenn wir die Gestik oder Mimik unseres Gegenübers übernommen haben, kommt es zu einem Rückkopplungseffekt in unserem eigenen Körper. Wir fühlen (abgeschwächt) dasselbe wie unser Gegenüber. Das wird durch die neuronale Rückmeldung der Mimik gesteuert, was als Facial-Feedback-Hypothese bezeichnet wird. Jede Stellung unserer Gesichtsmuskeln wird laufend neuronal verarbeitet. Jedem Gesichtsausdruck wird dadurch auch ein Gefühl zugeordnet.

  • Ansteckung:

Durch die Kombination aus Nachahmung und Rückkopplung kommt es nun dazu, dass wir die Emotionen und damit Stimmungen des Anderen nachempfinden bzw. durch sie beeinflusst werden. Somit ein dauerndes Hoch und Runter.  

 

Kleiner Exkurs an der Stelle, was in unserem Gehirn dabei passiert:

Es gibt in unserem Gehirn Neuronen, die Informationen darüber verarbeiten, was wir an anderen Menschen wahrnehmen und spiegeln dies in uns. Deshalb bezeichnet man sie auch als Spiegelneuronen. Sie sind beispielsweise Zugange, wenn wir emotional werden, sobald wir einen Film schauen. Sie lösen Signalketten im Gehirn aus, die auch unserem Gegenüber aktiv sind. Somit wird es möglich, dass wir seine Emotionen als unsere eigenen erleben, selbst wenn dafür für uns gar kein Grund besteht. So grob angerissen:-)

 

Wo liegt der Unterschied zur Empathie?

Wenn wir empathisch sind, sind wir in der Lage, uns in eine andere Person hineinzuversetzen und dabei ihre Gefühle nachzuvollziehen. Das kann schon mal nicht jeder von sich behaupten. Wir versuchen hierbei jedoch lediglich, den Anderen zu verstehen und nicht, dass wir uns von unseren eigenen Emotionen lösen. Das ist ein klarer Unterschied zur emotionalen Ansteckung. Denn hier eignen wir uns die Emotionen des Anderen an und lassen unsere eigenen Emotionen komplett gehen.

 

Es heißt: Empathie bedeutet, ins Wasser zu gehen, während emotionale Ansteckung bedeutet, das Wasser zu trinken. Im ersten Fall möchten wir erleben und verstehen, wie sich das Wasser auf unserer Haut anfühlt. Im zweiten Fall wird es zu einem Teil unserer selbst.

 

Was können wir tun, um uns vor einer „Ansteckung“ zu schützen?

Forscher haben herausgefunden, dass sich negative Gefühle leichter übertragen als Positive. Durch schlechte Laune oder Angst, Aggressivität und Wut können komplette Gruppen infiziert werden – und das nicht nur in der realen Welt, sondern auch Online. Woher kommen sonst die Anstachelungen auf den Social Media Plattformen? Auch hier gab es Forschungen zum Thema. Menschen kommentieren negativer und meist schon aggressiv, wenn davor bereits etwas Negatives geschrieben wurde.

 

Es ist natürlich für Niemanden schön, diesen negativen Emotionen ausgesetzt zu sein. Jedoch gibt es ein paar kleine Maßnahmen, die helfen können, uns zu „schützen“:  

 

  1. An der eigenen Abwehr arbeiten: Laut Forschung lässt man sich schneller anstecken, wenn man unter körperlichen Mängeln leidet. Daher soll angeblich gesundes Essen, Schlaf, Bewegung und natürlich Sport helfen, um eine Abwehr aufzubauen. Interessant oder?  
  2. Einfach mal nachfragen: Man kann den Menschen nur vor die Stirn schauen. Manchmal schätzen wir Verhalten und Mimik eines Menschen schlichtweg falsch ein. Hier einfach offen ansprechen, was in der Person vor sich geht. Das hilft sicher nicht nur uns selbst, sondern auch dem Anderen.  
  3. Abstand halten: Gezielt Distanz zu den Personen gehen und aus der Ferne mal ganz nüchtern analysieren, was vor sich geht.  
  4. Das eigene Umfeld prüfen: Bewusst sich mit Menschen umgeben, die emotional gut für uns sind. Und das sind nicht unbedingt die Partypeople-Sunshine-Menschen. Sondern die, die interessiert und besonnen sind – und auch in nicht so guten Zeiten da sind. Ohne zu urteilen.
  5. Eine Pause einlegen: Wir sollten uns aktiv Auszeiten in unser Leben einplanen. Zeit nur für uns und das, was uns guttut. Denn gerade sehr empathische Menschen kommen sonst gerne auch unter die Räder.

 

Emotionale Ansteckung ist ein Muss in unseren Beziehungen

Emotionale Ansteckung ist ein wichtiger Teil für unser Miteinander, denn durch sie können wir den Anderen „lesen“ oder „nachempfinden“ wie es ihm geht und damit unser Verhalten untereinander koordinieren. Sie ist damit ein wichtiger Aspekt für unsere sozialen und kulturellen Interaktionen. Wie wir mit anderen umgehen, beeinflusst unsere Beziehungen. Jeder hat daher jeden Tag sehr großen Einfluss auf die Gefühle der Menschen, mit denen wir uns tagein, tagaus umgeben – positiv wie negativ.  

 

Daher lasst uns dafür sorgen, dass vermehrt positive Emotionen übertragen werden.

Stecken wir mit einem Lächeln andere an. :-) 

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